Es ist herausfordernd, sich einen deutlichen Überblick über die verschiedenen Labels, Richtlinien und Mitgliedskriterien zu verschaffen. Mit diesem Beitrag versuchen wir dir die wichtigsten Fakten einfach zusammenzufassen.
Vorab ist wichtig zu betonen, dass die Zugehörigkeit zu Labels nicht für alle Bauern und Bäuerinnen erschwinglich ist. Denn diese bedeuten immer auch einen Kostenaufwand. So kann es sein, dass sich ein kleiner Hof bei euch in der Nähe alle Mühe gibt um biologisch zu produzieren, aber nicht zertifiziert ist.
Mehr zu den verschiedenen Labels erfahrt ihr beispielsweise beim WWF Labelcheck oder bei Labelinfo.ch.
Was ist konventionelle Landwirtschaft?
In der konventionellen Landwirtschaft werden nur die Mindestanforderungen des Gesetzes beachtet. Es wird kein spezifisches Augenmerk auf eine nachhaltige Produktion gelegt.
In der Schweiz gilt ein sogenannter Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN) als Mindeststandard für die Landwirtschaft.
Wikipedia
Die konventionelle Landwirtschaft ist auf möglichst viel Ertrag ausgelegt. Das heisst, mit den verfügbaren Produktionsmitteln soll das meiste an Lebensmitteln herausgeholt werden. So dürfen alle in der Schweiz zugelassenen Pesti-, Herbi- und Fungizide eingesetzt werden.
Bei der Tierhaltung ist auch der Einsatz von Antibiotika erlaubt.
Was ist IP Suisse?
Das Label IP Suisse ziert ein hübscher Marienkäfer. Gemäss Umweltnetz-Schweiz steht IP Suisse zwischen der biologischen und konventionellen Produktion. Sie sei weder das eine, noch das andere.
Laut der Website von IP Suisse streben Bauern und Bäuerinnen, die nach den Richtlinien von IP Suisse produzieren, eine ganzheitliche, nachhaltige Landwirtschaft mit Produkten zu erschwinglichen Preisen an. Das klingt auf den ersten Blick gut.
IP Suisse Betriebe sind verpflichtet, die gesamtbetrieblichen ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) gemäss Direktzahlungsverordnung des Bundes einzuhalten.
labelinfo.ch
Hervorzuheben ist, dass sich das Label vor allem für den Erhalt der Biodiversität einsetzt. Wobei hier manche Teilnahmen an Projekten freiwillig und lediglich empfohlen sind.
Doch die Kriterien für das Label gehen kaum über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus.
Die aufgeführten Kriterien für die Produktion nach IP Suisse werden auf labelinfo.ch gut zusammengefasst und aufgezeigt.
Was ist die biologische Landwirtschaft in der Schweiz?
In der Schweiz gibt es die Labels Bio Suisse Knospe und Demeter. Sie unterscheiden sich in den Anforderungen an die biologische Landwirtschaft; Demeter geht noch einmal deutlich weiter, was die ökologischen und ethischen Grundsätze der Produktion betrifft.
Die Knospe von Bio Suisse kennzeichnet nach den Richtlinien von Bio Suisse hergestellte Bioprodukte. Für in- und ausländische Produkte gelten die gleichen Richtlinien, welche deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus gehen.
wwf.ch
Bauern und Bäuerinnen, welche nach dem Bio-Knospen Label produzieren, müssen landwirtschaftliche und soziale Kriterien erfüllen. Diese sind unter anderem:
- Die Produktion muss auf dem gesamten Betrieb einen geschlossenen Kreislauf ergeben und die natürliche Vielfalt unterstützen. Das heisst, Betriebe müssen die Biodiversität aktiv fördern (z.Bsp. Pflege von heimischen Hecken, Bau von Trockenmauern, Bienenhaltung usw.)
- Das Wichtigste ist, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten und gesteigert wird. Dazu gibt es viele Regeln für Biobauer:innen zu beachten.
- Beispielsweise sind die Fruchtfolgen einzuhalten. Das heisst, dass zwischen verschiedenen Pflanzungen eine Rotation besteht damit der Boden nicht ausgelaugt wird.
- Erlaubte Dünger sind stark reguliert und es dürfen nur organische Dünger zum Einsatz kommen. Verzicht auf chemisch-synthetische Spritzmittel und Kunstdünger.
- Es müssen standortgeeignete Pflanzen verwendet werden.
- Der Boden darf nur schonend bearbeitet werden, entsprechend sind tiefes Pflügen und die Arbeit auf nassen Böden nicht zugelassen.
- Die Regeln für die Tierhaltung gehen über die Mindestanforderungen hinaus. Das Tierfutter darf nicht aus abgeholzten Regenwaldgebieten stammen und muss einen grossen Anteil aus der Schweiz kommen.
Was ist besser, bio oder konventionell?
Alle Anbauformen bringen ihre Vor- und Nachteile mit sich. Die konventionelle Produktion produziert mehr Ware und ist erschwinglicher.
Die biologische Landwirtschaft ist auf lange Sicht vernünftiger um unsere Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Auch aus unserer ethischen Sicht sind biologische (Tier-) Produkte zu bevorzugen, da sie strengere Standards einhalten.
Ein spannendes, kurzes Interview dazu findest du auch hier. Bio oder konventionell? Das Dilemma einer Bauernfamilie