Das Filipendula ulmaria hat eine verführende, schmerzlindernde Süsse und wird schon seit Jahrhunderten in der Heilkunde eingesetzt.
In diesem Beitrag lernst du das echte Mädesüss mit seiner Heilwirkung erkennen. Zudem geben wir dir ein Rezept für einen köstlichen Mädesüss-Sprudel!
Die Kolumne ist ursprünglich in der Hauptstadt erschienen.
Hast du dich schon einmal gefragt, woher der Wirkstoff für schmerzlindernde Medikamente wie Aspirin stammt?
Diese Antwort auf diese Frage führt uns ins 19. Jahrhundert, als es Apothekern gelang, den Wirkstoff Acetylsalicylsäure aus den ätherischen Ölen des “Mädesüss” herzustellen. Schmerzstillend und fiebersenkend hilft uns der Wirkstoff seither durch den Alltag.
Auch wenn die Wirkstoffe heute chemisch hergestellt werden, fasziniert uns das echte Mädesüss trotzdem: Die Blüte enthält Salicylsäure, der Wirkstoff in natürlicher Form, weshalb sie seit Jahrhunderten in der Heilpflanzenkunde eingesetzt werden. Sie hat zudem einen charakteristisch süssen Geruch und Geschmack. Das macht die Pflanze auch für unsere Küche interessant.
Zauberhafte aber seltene Erscheinung: Das echte Mädesüss erkennen
Im Juni, Juli und August sind Blüten schon von weitem sichtbar, denn die Pflanzen werden bis zu eineinhalb Meter hoch. Sie stehen wie Zuckerwatte an roten Stängeln in feuchten Landschaften und sind durch ihren intensiven Duft einfach zu erkennen.
Die Pflanze wirkt auf uns wie aus einem Märchen entrückt, so unwirklich ist die Erscheinung der zarten, wolligen Wedel. Bei genauem Hinsehen entdecken wir, dass jede Blüte aus hunderten Einzelblüten besteht, die weiss bis cremefarben strahlen. Sie sind bepudert mit Pollen und locken so auch viele Insekten an.
Wenn wir die Blüten pflücken, müssen wir sie deshalb unbedingt noch im Schatten auslegen, um den kleinen Tierchen die Flucht zu ermöglichen.
Die Blätter des Mädesüss sind charakteristisch eingekerbt. Sie stehen wechselständig am Stängel. Wenn du das Mädesüss einmal in der Blüte erkannt hast, wirst du die Blätter immer wieder erkennen.
Mehr Tipps zur Erkennung findest du bei Pflanzenvielfalt.
An diesen Standorten wächst das Mädesüss
Sowieso: Mädesüss zu sammeln ist je nach Gebiet gar nicht so einfach: Es wächst zwar oft in grossen Beständen in Naturschutzgebieten, da darf es aber natürlich nicht gepflückt werden. Auf Reisen im hohen Norden haben wir das Mädesüss massenhaft gesehen, bei uns kommt es seltener vor. Es mag feuchte Standorte, am liebsten steht es an unverbauten Bachläufen, die an Wiesen grenzen.
Namensgeber und kulinarische Vielfalt
Der Name “Mädesüss” hat nichts mit Mädchen zu tun, sondern hat zwei mögliche Ursprünge: Eine Möglichkeit ist die historische Verwendung der Pflanze bei der Produktion von Met, um diesen zu süssen. Eine andere Möglichkeit leitet den Namen von “Mahd”, also dem süssen Duft nach dem Mähen von Wiesen ab. Darauf deutet auch der englische Name “Meadow Sweet“ hin.
Der Geschmack und die Heilwirkung
Das Aroma der Blüten lässt sich am besten mit einer Kombination der Aromen aus Honig und Vanille beschreiben. Es lässt sich wunderbar in Flüssigkeit ausziehen, zum Beispiel in Pflanzenmilch und dann in Desserts weiterverarbeiten. So lässt sich zum Beispiel eine Mädesüss-Crème zubereiten oder gar die Füllung einer Torte aromatisieren.
Auch wenn die Blüten getrocknet werden, behalten sie ihr Aroma. Zusammen mit Holunder- und Lindenblüten geben sie einen kraftvollen Erkältungstee.
Mit seinem betörenden Geschmack verleitet das Mädesüss nicht unbedingt zu einer massvollen Konsumation, was einem auch zum Verhängnis werden kann. Die schmerzstillenden Eigenschaften kehren sich nämlich ab einem gewissen Punkt um und der Wirkstoff beginnt, Kopfschmerzen auszulösen. Ziemlich heimtückisch also. Wer empfindlich auf den Wirkstoff von Aspirin ist, sollte das Mädesüss von vornherein besser von weitem bewundern.
Weil es aktuell so heiss ist, trocknen wir das Mädesüss für den Winter und bereiten aus einer Handvoll Blüten am liebsten einen erfrischenden Sprudel zu.
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Echtes Mädesüss: Erkennungsmerkmale, Heilwirkung und Rezept für Sprudel
Süss-aromatischer und schmerzlindernder Sprudel mit dem echten Mädesüss.
- Gesamtzeit: 2h 10 min
- Menge: 1 Liter
Zutaten
- 1 Liter Wasser mit Kohlensäure
- 1 Handvoll Stachelbeeren oder Johannisbeeren
- 6 Blüten des Mädesüss
- 1 Zitrone
- optional: 2–4 EL Zucker
Arbeitsschritte
- Die Zitrone in Scheiben schneiden und mit den Stachelbeeren in einen Krug füllen. Leicht zerstampfen, das geht am besten mit einem Mörserstösel.
- Die Blüten des Mädesüss dazugeben und alles mit dem Kohlensäurewasser aufgiessen. Je nach Wunsch den Zucker einrühren.
- Für zwei Stunden in den Kühlschrank geben und durchziehen lassen. Die Blüten und Früchte abseihen und kalt geniessen. Prost!
Equipment
Hinweise
In eine geschlossene Flasche gefüllt hält sich der Sprudel 2 Tage. Durch das Schliessen der Flasche kann die Kohlensäure nicht so schnell entweichen.
- Vorbereitungszeit: 10 Minuten
- Ruhezeit: 2 Stunden
- Küche: Wildkräuter
- Diet: Vegan