Eines vorneweg: Das Schlehenlikör-Rezept braucht Geduld. Doch nach dem Ansetzen des Likörs kannst du dich entspannt auf das unglaubliche Aroma freuen. Die Früchte des Schwarzdorns sind eine geschmackliche Wucht und der Schlehenlikör damit eines unserer liebsten Wildpflanzen-Rezepte!
Schlehenlikör selbst gemacht
Typischerweise kehrt zum Jahreswechsel in der Welt der Wildpflanzen Ruhe ein – eigentlich. Als wir die Schlehen sammeln ist der Winter anders. Es ist so warm, dass kein Schnee weit und breit zu sehen ist und der letzte Bodenfrost einige Wochen zurückliegt.
Normalerweise finden sich anfangs Januar nur kleine Grünpflanzen an geschützten Ecken, heute jedoch trauen sich die ersten Frühlingsboten aus der Erde. Unsere Suche nach einer typisch winterlichen Wildfrucht führt uns vorbei an jungen Brennnesseln, kleinem Löwenzahn und zarter Vogelmiere.
Wir fürchten schon fast, dass wir zu spät sind – dabei war genau der späte Sammelzeitpunkt unsere Absicht. Je länger nämlich die Wildfrüchte des Schwarzdorns, die Schlehen, an den Sträuchern hängen, desto leckerer werden sie.
Geduld & Fingerspitzengefühl für das Schlehenlikör-Rezept
Letztes Jahr sammelten wir nach Weihnachten beim Bärengraben in Bern so viele Schlehen, wie unser Herz begehrte. Heute finden wir dort nur wenige und viele davon sind vertrocknet. Was noch da ist, lassen wir den Vögeln. Genauso geht es uns an vielen Stellen in Bern. Wir sehen unsere Chance auf eine volle Flasche vom leckersten Likör der Welt schon schwinden, als wir schliesslich doch noch eine Stelle mit pflückbaren Früchten finden.
So bringt jedes Jahr die Herausforderung mit sich, den richtigen Moment zum Sammeln zu finden.
Mit viel Gefühl pflücken wir die kleinen Beeren zwischen den spitzen Dornen heraus und geben sie in ein Glas. Die Schlehen sind weich und saftig und unsere Finger hinterlassen Abdrücke auf dem blauen Reif der schwarzen Früchte. Die Berührung poliert die Oberfläche.
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Augenweide im Frühling und ein Zuhause für kleine Wildtiere
Im Winter ist der Strauch ziemlich unansehnlich und fällt vor allem durch die spitzen Dornen an den fast schwarzen, sparrig angeordneten Zweigen auf. Im Frühling aber zeigt “die Schlehe” ihre volle Pracht: Noch vor den ersten Blättern, gleich nach der Haselblüte, öffnen sich die Knospen. Die weissen fünfzähligen Blüten des Wildobsts sind ein wohltuender Anblick nach dem Winter und stehen in herrlichem Kontrast zu den dunklen Zweigen.
Sie freuen nicht nur unser Auge: Neben Hummeln finden zwanzig weitere Wildbienenarten Nahrung an den Blüten und bestäuben sie. Honigbienen bleiben bei diesen Temperaturen noch gemütlich in ihrem Stock.
Doch der Schwarzdorn ist das ganze Jahr über ein Zuhause für unzählige Tierarten. Wer klein genug ist um zwischen den Dornen hindurchzuschlüpfen findet ein sicheres Plätzchen. Der Neuntöter – der einzige Greifvogel unter den Singvögeln – sammelt in den Sträuchern Nahrung und spießt in Zeiten des Überschusses seine Beute sogar an den Dornen auf. Sozusagen als Vorrat für schlechtere Zeiten.
Einmal angesiedelt, vermehrt sich der Schwarzdorn vor allem durch Wurzelausläufer und gewinnt rasch die Oberhand über andere wilde Heckenstauden. Durch Renaturierungen und das Anlegen von Wildhecken verbreitet sich die Pflanze wieder, nachdem die Art lange stark zurückgegangen war.
Das ist auch im Interesse für uns Menschen. Denn die wilde Heckenpflanze stützt nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern ist auch für die Kulturgeschichte der Menschheit von Bedeutung.
Der Schwarzdorn in der Geschichte
Seit der Jungsteinzeit wird aus dem Schwarzdorn Nahrung und Medizin gewonnen und Alltagsgegenstände hergestellt. Medizinisch wird ein Tee aus den Blüten bei Durchfall und zur Reinigung des Bluts eingesetzt. Die Blätter und Rinde kommen als Entzündungshemmer zum Einsatz oder gekocht als Abführ- und Blutreinigungsmittel.
In Zeiten der Wirtschaftskrise wurden die Blätter als Alternative zu Schwarztee aufgebrüht oder als Ersatz von Tabak geraucht. Doch nicht nur das: Mit getrocknetem Laub wurde sogar Käse bei der Lagerung vor Fäulnis geschützt.
Wildobst: Die Früchte des Schwarzdorns für das Schlehenlikör-Rezept
Bei den Früchten, den Schlehen, handelt es sich genau genommen um eine kleine Wildform von Pflaumen. Während die Kerne der Schlehen nicht gegessen werden sollten, schmeckt das Fruchtfleisch umso besser. Zum Beispiel für das Schlehenlikör-Rezept, aber auch für Schlehengelée usw. Aber eben erst nach langer Reifezeit, am besten am Strauch.
Wenn du die Schlehen direkt am Strauch probierst, wirst du uns wahrscheinlich für verrückt erklären. Die enthaltenen Gerbstoffe stören nämlich jeden Eindruck von Süsse und roh schmeckt das Wildobst deswegen ganz und gar nicht. Dabei enthalten die Früchte mit 5 bis 10 % Zuckergehalt genauso viel Süsse wie ein Apfel und sogar mehr als Erdbeeren! Erst durch die Verarbeitung können wir sie dem Wildobst entlocken.
Und genau das haben wir vor: Mit dem leckersten Likör aller Zeiten. Versprochen!
Schlehenlikör selbst machen: Die Zutaten
Für die Zubereitung des Schlehenlikörs brauchst du nebst den Schlehen wärmende Gewürze wie Nelken, Zimt und Sternanis und natürlich Zucker. Wir bereiten unser Schlehenlikör-Rezept mit Wodka zu. Du kannst auch Kornbrand oder einen anderen Schnaps verwenden. Achte dich einfach darauf, dass er neutral im Geschmack ist und einen Alkoholgehalt von ungefähr 40% aufweist.
Wir haben immer eine Flasche “Absolute Wodka” Zuhause, da wir es liiiiieben Likör anzusetzen!
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Schlehenlikör-Rezept
Die Früchte des Schwarzdorns sind eine geschmackliche Wucht und das Schlehenlikör-Rezept damit eines unserer liebsten Wildpflanzen-Rezepte! Nach dem Ansetzen braucht es Geduld, damit das volle Aroma der Schlehen vom Alkohol ausgezogen werden kann.
- Gesamtzeit: 0 Stunden
Zutaten
- 350 g Schlehen
- 5 dl Wodka
- 2 Sternanis
- 1 Zimtstange
- 10 Nelken
- 2 dl Wasser
- 200 g Zucker
Arbeitsschritte
- Die reifen Schlehen mit einem Grillspiess oder Holzstäbchen mehrmals einstechen und in ein grosses Gefäss geben.
- Mit dem Wodka übergiessen und den Sternanis, Zimt und die Nelken dazugeben.
- Das Gefäss gut verschliessen. Nun den Schlehenlikör an einem dunklen Ort für sechs Wochen ziehen lassen und ab und zu schütteln. In dieser Zeit geht der Geschmack der Früchte in den Wodka über.
- Nach sechs Wochen die Schlehen und Gewürze absieben.
- Das Wasser aufkochen und den Zucker einrühren. Den Sirup für 2–3 Minuten wallend kochen lassen. Dann auf Körpertemperatur auskühlen lassen.
- Den Sirup zum Schlehenwodka geben und einrühren.
- Den Schlehenlikör in eine saubere Flasche füllen und verschliessen.
Hinweise
Der Schlehenlikör hält sich an einem dunklen Ort aufbewahrt jahrelang – wenn er denn nicht vorher getrunken wird. Die Gewürze können je nach Geschmack variiert werden.
- Vorbereitungszeit: 15 Minuten
- Ruhezeit: 6 Wochen
Zutaten
- 350 g Schlehen
- 5 dl Wodka
- 2 Sternanis
- 1 Zimtstange
- 10 Nelken
- 2 dl Wasser
- 200 g Zucker
Zubereitung
- Die reifen Schlehen mit einem Grillspiess oder Holzstäbchen mehrmals einstechen und in ein grosses Gefäss geben.
- Mit dem Wodka übergiessen und den Sternanis, Zimt und die Nelken dazugeben.
- Das Gefäss gut verschliessen. Nun den Schlehenlikör an einem dunklen Ort für sechs Wochen ziehen lassen und ab und zu schütteln. In dieser Zeit geht der Geschmack der Früchte in den Wodka über.
- Nach sechs Wochen die Schlehen und Gewürze absieben.
- Das Wasser aufkochen und den Zucker einrühren. Den Sirup für 2–3 Minuten wallend kochen lassen. Dann auf Körpertemperatur auskühlen lassen.
- Den Sirup zum Schlehenwodka geben und einrühren.
- Den Schlehenlikör in eine saubere Flasche füllen und verschliessen.
Hält sich an einem dunklen Ort aufbewahrt jahrelang – wenn er denn nicht vorher getrunken wird. Die Gewürze können je nach Geschmack variiert werden.