Corylus avellana
Ob in Güetzi, verschenkter Schokolade oder im Weihnachtsdessert: Die heimische Haselnuss begleitet uns bald wieder durch die Adventszeit.
Zu diesem Anlass sind wir unseren Fragen zum Lebensmittel nachgegangen. Zum Beispiel; Wie kann es sein, dass die wenigsten kaufbaren Haselnüsse aus hiesigem Anbau stammen?
Die Haselnuss begleitet die Menschheit in ihrer Geschichte: Sie gehört zu den nährstoffdichtesten Lebensmitteln unserer Breitengrade. So wurden bereits in der Steinzeit Haselnüsse gegessen. Während tausenden von Jahren versorgten sie die Menschen mit Protein und gesunden Fetten in rauen Wintern. So galt die Haselnuss im Mittelalter als Symbol für Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. Die Hasel wurde als magischer Baum angesehen und als solcher geehrt: Zum Schutz vor Blitzeinschlägen wurden so beispielsweise Haselnusszweige vor die Fenster gehängt. Mit Haselruten suchten Menschen nach Wasser- und Energiequellen.
Der Haselstrauch heisst mit korrektem botanischem Namen “Corylus avellana”. Der Artenname bezieht sich dabei auf Avellana, eine italienische Stadt und Region nahe beim Vesuv. Sie ist seit dem Altertum bekannt für ihren Anbau von Haselnüssen.
Nur, was ist eine Haselnuss eigentlich?
Im Gegensatz zur Mandel ist die Haselnuss eine “echte Nuss”. Der Haselstrauch gehört zu den Betulaceae, den Birkengewächsen. Sie wächst in Amerika und ganz Europa, von Zentral-Skandinavien bis Nordafrika und von Spanien bis rüber in den Kaukasus. Die Sträucher finden sich in vielen Hecken und werden oft in Gärten und Parks gepflanzt.
Dort profitieren viele Tiere von der Hasel: Zum Beispiel zum Nisten, sich verkriechen oder natürlich der Haselnüsse wegen. Auch viele Kleinstlebewesen finden einen Platz auf der Hasel und so ist die heimische Pflanze sehr wichtig für die Biodiversität. Teste dein Wissen im Biodiversitäts-Quiz.
Ein Haselstrauch kann bis zu 15 Meter hoch werden. Die Hasel kann „auf den Stock geschnitten werden“. Das heisst, dass alle Äste und Zweige bis auf den Wurzelstock zurückgeschnitten werden. Die Pflanze treibt rasch wieder aus und kann so bis zu mehreren hundert Jahre alt werden.
Die Hasel finden wir besonder schön, denn sie ist die erste “Frühlingsbotin” nach einem langen Winter. Die Haselblüte ist nämlich die erste phänologische Zeigerpflanze des Jahres und läutet den Vorfrühling ein.
Nach der Befruchtung der Blüte dauert es ungefähr sieben bis acht Monate, bis die Haselnüsse reif sind.
Wenn die Nüsse soweit sind, fallen sie von den Ästen. Das heisst, Haselnüsse am besten nicht runterschütteln. Die am Baum hängenden sind noch nicht reif. Allerdings ist es wichtig, den richtigen Moment des Sammelns zu erwischen. Bleiben die Haselnüsse nämlich zu lange liegen, werden sie anfällig für Schimmel und Bakterien.
Herkunft und Produktion der Haselnuss
Nach den Mandeln und Baumnüssen ist die Haselnuss heutzutage die am drittmeisten angebaute Nuss weltweit. Die Türkei produziert dabei den grössten Anteil, gefolgt von den USA, Georgien, Aserbaidschan und Italien.
Am teuersten sind die Nüsse aus Italien, wo vor allem das Piemont-Gebiet für fein schmeckenden Nüsse bekannt ist. Eine tolle Reportage dazu ist im Magazin life & thyme zu lesen: “Hazelnuts in the Land of Truffles and Wine.”
2014 wurden laut der WHO insgesamt mehr als 713’000 Tonnen Haselnüsse (mit Schale) geerntet. Die meisten Haselnüsse tauchen dann in der Schokolade wieder auf: So ist Ferrero, der italienische Süssigkeitenhersteller der weltweit grösste Abnehmer.
Wieso importieren wir fast die gesamte Menge an Haselnüssen in die Schweiz?
An beinahe jeder Strassenecke stehen bei uns Haseln und obwohl sie so präsent sind, erkennen sie die wenigsten Menschen. Die Schweiz importiert so fast die gesamte verzehrte Menge an Haselnüssen.
Das Problem ist der Preis und Absatz der Schweizer Haselnüsse:
Die Nachfrage nach Schweizer Haselnüssen wäre vorhanden – ebenso wie gutes Pflanzmaterial und die nötige Erntetechnik. Was fehlt ist ein gerechter Preis für die Nüsse und die Anerkennung als Obst- oder Spezialkultur.
Schweizer Bauer
So gibt es zwar im Bernbiet Versuche, die Haselnüsse anzubauen. Die geerntete Menge geht jedoch (noch) direkt zu einem regionalen Chocolatier.
Haselnüsse aus der Region
Wir haben schon oft versucht, Haselnüsse aus unserer Region zu kaufen. Da diese schwierig zu finden sind, sammeln wir sie am liebsten selbst. Von September bis etwa in den November sind die Nüsse vielerorts zu finden.
Wenn du Lebensmittel selber sammeln möchtest, dann solltest du einige Grundkenntnisse dafür mitbringen.
Die vier wichtigsten Punkte, die du beim Sammeln von Haselnüssen beachten solltest:
- Du solltest die Pflanze, in diesem Fall die Hasel, eindeutig identifizieren können. Achte dich auf die Form und Beschaffenheit der Blätter, der Rinde und auf den Standort der Pflanze. Sammle nur, was du eindeutig identifizieren kannst.
- Die Haselsträucher sollten nicht an einer befahrenen Strasse oder an einem gedüngten Feld stehen.
- Nur so viel sammeln, wie du auch wirklich benötigst. Überlasse Eichhörnchen und anderen Nagetieren unbedingt auch Vorräte für ihren Winter.
- Frag auf Privatgrundstücken immer zuerst die Besitzer:innen, ob du die Nüsse mitnehmen darfst.
Achte dich ebenfalls darauf, dass du nur ganze Nüsse ohne faulige Stellen oder Löcher in den Schalen nach Hause nimmst.
Hier findest du einen guten Beschrieb der gemeinen Hasel: Gemeine Hasel – bestimmen, sammeln und verwenden
Wie gesund ist die Haselnuss?
Wie bereits erwähnt, ist die Haselnuss extrem energiereich. Sie liefert zudem eine Vielfalt an Vitaminen.
Die wichtigen beiden sind unter anderem:
- Bis zu 22’200 µg Vitamin E pro 100 Gramm
- 61,6 µg an Biotin, was verglichen mit anderen pflanzlichen Lebensmittel sehr viel ist.
Die Haselnuss kann aber noch viel mehr als Vitamine liefern. So ist sie in der europäischen Medizin ein traditionelles Heilmittel.
Die Hasel gilt als adstringierend, blutreinigend, blutstillend, fiebersenkend, blutdrucksteigernd und gefässverengend. So werden von der Hasel die Rinde, Blätter, die Früchte und die Blüten zu Heilzwecken verwendet.
Die Blüten, Haselkätzchen genannt, können uns beispielsweise bei Erkältungen unterstützen.
Haselnüsse in der Küche
Die Haselnuss können wir roh oder geröstet verwenden. Beim Rösten entfalten sie ein wunderbar intensives Aroma, das aus unserer Sicht jedes Gericht aufwertet.
Zum Backen mögen wir sie in Brot, Kuchen, Biskuits, Güetzi und anderes Süssigkeiten.
Im Alltag verwenden wir die Haselnuss oft als pflanzliche Milch oder als Nussbutter im Porridge. Für spezielle Anlässe mögen wir auch Haselnussöl gerne.
Natürlich gehört die Haselnuss auch zu Schokolade. Deswegen findest du auf unserem Blog auch das Rezept für den leckersten Nuss-Schoggi Aufstrich!
Feine Aroma-Kombinationen mit der Haselnuss
Haselnüsse richtig lagern
Die ungeschälten Haselnüsse kannst du an einem kühlen, dunklen Ort für bis zu zwölf Monate lagern. Wir haben unsere gesammelten Haselnüsse zum Beispiel in einer Kartonkiste im Keller.
Bereits geschälte Haselnüsse sind weniger lange haltbar, da die enthaltenen Öle mit der Zeit ranzig werden.
Übrigens: Bei längerer Lagerung entweichen die Öle auch innerhalb der Schale und die Haselnuss vertrocknet. Eine frische Haselnuss klappert nie in ihrer Schale.